„In Italien gibt es keine Wespen!“. Diesen Satz musste ich mir von meiner Frau vor unserem Urlaub sehr oft anhören. Immer wieder kam der Spruch, wenn wir in Stuttgart auf unserer Terrasse saßen und uns über die ungebetenen gelb-schwarz gestreiften, fliegenden Monster ärgerten. Ok, man muss ehrlich sein, in 11 Jahren Ehe, zwei Kindern, einem Garten und viel draußen sein, wurde noch keiner von unserer Familie jemals von einer Wespe gestochen. Die Biester also als Monster zu bezeichnen, führt von daher wohl etwas zu weit. Auf jeden Fall sind sie jedoch lästig und so fand der Spruch meiner Göttergattin auch bei mir offene Ohren. Jetzt bin ich aber keiner der solche Aussagen einfach so ohne Nachprüfung glaubt und für bare Münze nimmt, aber in diesem Fall wollte ich es einfach glauben. Es ging mir also in Fleisch und Blut über: „In Italien gibt es keine Wespen“.

Urlaub in Italien

Einige wenige Wochen später waren wir dann endlich in Italien. Über Reise und Campingplatz hab ich an anderer Stelle bereits ausführlich berichtet, konzentrieren wir uns also auf die Mistviecher, Entschuldigung, hoch sensiblen Nutztieren, die Wespe. In der Tat, in den Anfangstagen unseres wohlverdienten Urlaubs kann ich mich an keine einzige Wespe erinnern. Toll, oder? Ein ungewohnter Gedanke beschlich mich … kann es sein, dass meine Frau, MEINE Frau, Recht haben sollte? Gibt es in Italien wirklich keine Wespen? Mein hochgeschultes Gehirn begann zu arbeiten, erstmal völlig losgelöst von Wikipedia oder sonstigen schlauen elektronischen Hilfen. Ok, also, wir sind im Süden vom Europa, am Meer, der Salzgehalt liegt höher, die Sonneneinstrahlung ist intensiver, der Italiener ist von Natur aus immun gegen alles was ihn stört. Eine Frage hämmerte in meinem Kopf: „Kann es sein, dass es in Italien keine Wespen gibt“?

Wespen und noch mehr

Spätestens am dritten Tag war jedoch klar, dass alles nur ein frommer Wunsch war. Die erste Wespe macht sich in unserem Vorzelt breit, erkundete das Gebiet für ihre Kumpels und nervte uns auf die gleiche Weise wie zuhause in Deutschland. Und mit dem Auftreten der fliegenden Nervtöter fand ich mich in einem Zwiespalt wieder. Wie gerne hätte ich meiner Frau den Erfolg gegönnt und keine Wespen vorgefunden. Es wäre eine herrliche Zeit geworden. Meine Frau hatte mal Recht und wir alle unsere Ruhe beim abendlichen Essen und Kartenspielen ohne anstrengendes Gesumme, Gefuchtel und Gepuste. Auf der anderen Seite wäre ich gerne aufgesprungen, hätte mir das Wespenvieh geschnappt und hätte singend und im Kreis hüpfend gerufen „Ich hatte Recht … ich hatte Recht“. Was also tun? Braver Ehemann wie ich bin, habe ich meine Klappe weitestgehend gehalten und einfach nur gesagt „Es gibt doch Wespen in Italien“. Der Blick meiner besseren Hälfte hat gereicht um mich umgehend mit anderen Dingen zu beschäftigen um das Urlaubsklima nicht zu beeinträchtigen.

Jetzt fragt sich sicher der ein oder andere, worauf ich eigentlich hinaus will. Abwarten, denn die Wespe ist eigentlich nur der Aufhänger für die eigentliche Geschichte die ich erzählen will.

Schlimmer als Wespen

Es gibt also Wespen in Italien, wenn auch viel weniger als in Deutschland, und ich darf es nicht als Erfolg verbuchen. Aber was waren dass denn für andere Dinge mit denen ich mich notgedrungen beschäftigen musste? Es juckte, ich kratzte und irgendwie summte es ja doch mehr als man so von einer gemeinen Wespe gewohnt war. Was war das? Um es mit den angepassten Worten meiner Frau auszudrücken: „Es gibt wenige Wespen in Italien, aber es geht SEHR viele Stechmücken in Italien“.

Wirklich? Ist das so? Aber he, was interessieren mich Stechmücken? Die belästigen mich in Deutschland auch nicht und außerdem habe ich Frau und Kinder dabei, und die dienen normalerweise ausreichend als Schutz und Futterquelle. Aber vielleicht war es meine Hochnäsigkeit, vielleicht meine Ignoranz, vielleicht auch mein Stolz. Statt mit Wespen, diesen edlen, nützlichen, wunderbaren fliegenden Tieren mein Abendessen zu teilen, wurde ich in Italien von winzigen, heimtückischen und barbarischen Stechmücken heimgesucht, die sich meinen wunderbaren und seit Jahren von Blutsaugern verschonten Körper als Angriffsziel ausgesucht haben.

Wie komm ich jetzt von Wespen auf Stechmücken? Durch die wiederholten Aussagen meiner Frau war mein Glaube an eine von fliegenden Monstern befreite Luft so stark, dass ich mir was anderes als Wespen gar nicht vorstellen konnte. Meine Gedanken kreisten eigentlich nur um diese Viecher und es blieb kein Platz für andere Monstrositäten mit Flügeln. Aber allen Italienreisenden sei gesagt: Es gibt sie! Sie sind überall! Sie beißen, stechen, saugen und wenn euer Körper schwach ist, werden sie euch leiden lassen, wie ihr noch nie gelitten habt.

Tage des Kampfes

In den ersten Tagen unseres Urlaubs merkte ich nicht viel davon. Als ich jedoch eines Morgens in unserer Emma aufwachte und mein Fuß nahezu auf das Doppelte angeschwollen war, war klar, dass die Tage hier ein Kampf werden. Ein Kampf gegen unermüdliche, blutsaugende und Gift hinterlassende Mini-Monster.

Im Laufe des Urlaubs begann mein Tag somit, mich ausreichend mit Anti-Mückenspray einzusprühen, das nicht half, jeder entdeckte neue Stich mit ausreichend Fenistil einzuschmieren, dass wenigstens etwas Linderung brachte und abends sofort eine Zitruskerze und so eine Anti-Mücken-Rauch-Vorrichtung anzuzünden. Aber ich muss ehrlich sein, gebracht hat es wenig. So wie in diesem Urlaub bin ich noch niemals in meinem bisherigen Leben gepeinigt worden.

Was ist nun die Conclusio aus meiner Geschichte? Zum einen, es gibt Wespen in Italien. Und die sind nicht anderes als in Deutschland. Und zur Verteidigung der Viecher muss man sagen, dass mich noch keine Wespe gestochen hat. Zum anderen gibt es Stechmücken, viele und aggressive Stechmücken. Man müsste sich mal mit einem Biologen darüber unterhalten, was das genau für fliegende Monster sind, denn die Stiche können ganz erhebliche Schwellungen und starken Juckreiz mit sich bringen.

Zum Schluss mein guter Rat an alle Italienreisende: Wappnet euch gegen die Viecher, Mückenschutz ist hier wirklich sehr ratsam, von der chemischen Keule über ökologische Hardware wie zum Beispiel ein Moskitonetz. Für mich ist es zu spät, allen anderen sage ich: Seid wachsam .. sie sind überall und warten auf euch“