Ich bin ja relativ neu im Camping-Geschäft und vor allem relativ neu beim Thema Anhänger. Aufgrund meines Alters darf ich mit meinem Führerschein noch Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen fahren. Aber um ehrlich zu sein, ist die Erfahrung mit einem großen Anhänger zu fahren doch sehr begrenzt. Um das Thema Fahrsicherheit geht in diesem Artikel.
Fahrsicherheit geht vor
Was liegt also näher um die Sicherheit zu erhöhen, als sich die Unterstützung von Profis zu holen. Ich habe mich also mit Emma für ein Fahrsicherheitstraining für Gespanne beim ADAC angemeldet.
Die Anmeldung ging zügig über die Webseite des ADAC, die Kosten für das ganztägige Training betragen 99 Euro (Stand Mai 2018).
Das Training fand auf dem Gelände des ADAC in der Nähe von Heidelberg statt. Nach einer theoretischen Einleitung und dem üblichen Willkommens-Smalltalk ging es dann zu den Fahrzeugen. Jedes der Gespanne wurden erstmal bezüglich Beladung und Ladungssicherung überprüft. Das Ergebnis war, dass die meisten fast alles aus dem Anhänger ausladen mussten, da die Sicherheit für die nachfolgenden Fahrsituationen sonst nicht gegeben gewesen wäre.
Slalomtraining für die Fahrsicherheit
Bevor es auf die Strecke ging, wurden alle Fahrer mit einem Funkgerät ausgestattet um die Anweisungen des Instruktors hören zu können. Die erste Übung für die Teilnehmer bestand darin, mit immer höherem Tempo einen Slalomparcours zu durchfahren. Während dessen und natürlich auch im anschließenden Feedback gab der Trainer Tipps und Hinweise, wie man das Fahren optimaler gestalten kann und damit die Fahrsicherheit erhöhen kann. Ein für mich ganz wichtiger Tipp war zum Beispiel viel weniger auf die Spiegel zu achten, dafür mehr auf die Straße und die nächsten Pylonen die es zum umfahren galt. Allein diese Übung bringt für ein sicheres Fahrgefühl sehr viel mit sich und lohnt sich.
Vollbremsung auf dem Trockenen
Eine der ganz großen Herausforderungen für Autofahrer, ob mit oder ohne Anhänger ist sicher das Thema Vollbremsung. Ich war bis zu diesem Tag, trotz fast 30 Jahren im Auto unterwegs, noch niemals in der Verlegenheit eine wirkliche Vollbremsung durchführen zu müssen. Gott sei dank, kann man sagen, aber es trägt unheimlich zur Fahrsensibilität bei wenn man das mal gemacht hat und merkt wie das Auto und der Anhänger in einer solchen Situation reagieren.
Vollbremsungen wurden zuerst auf trockener Fahrbahn bei zunehmender Geschwindigkeit gemacht. Und zwar jeweils eine Vollbremsung aus 30, 40, 50 und 60 km/h. Und Vollbremsung meint hier in der Tat Vollbremsung, das heißt in möglichst kurzer Distanz zum vollständigen Stehen kommen. Das erste Aha-Erlebnis dabei war, einmal zu merken was es bedeutet wenn das ABS zupackt. Es rüttelt und schüttelt und fast alle hatten wegen der Geräusche Angst irgendwas kaputt gemacht zu haben. Aber es ist nichts passiert! Denn so fühlt es sich eben, wenn bei einer Vollbremsung das ABS greift und ein Blockieren der Räder verhindert.
Vollbremsung auf nasser Fahrbahn
Nach dem Bremsen auf trockener Fahrbahn wurde das ganze dann auch nochmal unter verschärften Bedingungen durchgeführt. Das Bremsen auf nasser Fahrbahn entspricht auch dem Fahren und Bremsen auf Schnee und rutschigen Straßen. Dabei besteht auch eine wesentlich höhere Gefahr das der Anhänger ins Schlingern gerät. Bei einer Vollbremsung auf nasser Fahrbahn muss also durch das ständige Beobachten des Anhängers über die Seitenspiegel darauf geachtet werden, ob dieser ausbricht. Wird ein Ausbrechen des Anhängers in den Spiegel beobachtet, muss die Bremse sofort gelöst werden, der Anhänger findet wieder in die Spur und der Bremsvorgang kann wieder aufgenommen werden. Mit Abstand eine der schwierigsten Übungen.
Fahrsicherheitsassistenten lohnen sich
Für die Fahrsicherheit von Vorteil, auch bei unserer Emma, ist die Tatsache, dass viele moderne Anhänger über eine Anti-Schlinger-Kupplung und über elektronische Stabilitätssensoren verfügen. Das Vorhandensein solcher Fahrerassistenzen erleichtert das Fahren erheblich. Aber auch mit Assistenten sollte man sich nicht immer darauf verlassen, sondern in der Lage sein Fahrzeug und seinen Anhänger sicher zum Stehen zu bekommen.
Rückwärtsfahren und Einparken
Auch wenn mittlerweile viele Wohnwagen über eine Rangierhilfe verfügen, sollte man wissen, wie man mit seinem Gespann rückwärts fährt. Auch diese wurde in besonderem Umfang während des Fahrsicherheitstraining geübt. Rückwärtsfahren mit einem Anhänger ist ausschließlich in Verbindung mit einem Einweiser erlaubt. Auch Kameras oder ähnliches ist dabei nicht ausreichend. Wer ohne Einweiser beim Rückwärtsfahren einen Unfall baut, kann dabei erheblich zur Kasse gebeten werden. Im Training wurde die Funktion des Einweisers durch den Trainer übernommen. Über die Funkverbindung war eine Kommunikation ohne Schreien und Brüllen problemlos möglich. Es ist also für ein entspanntes Rangieren durchaus sinnvoll, ein kostengünstiges Funkgerät wie zum Beispiel das Motorola TLKR T40 PMR(*) oder ähnliches im Auto mitzuführen.
Auch beim Rückwärtsfahren gab es wertvolle Tipps die einem das Rangieren vereinfachen. Ein eher nebenbei erwähnter Tipp, den ich jedoch für sehr wertvoll halte und beherzigen werden: Bei Ankunft auf einem Camping-Platz niemals direkt mit dem Gespann reinfahren! Am besten ist es, draussen zu parken, sich anmelden und dann erstmal zu Fuß den Stellplatz suchen. Und dabei den Weg dorthin in Augenschein nehmen. So weiß man, wo man hinzufahren hat, was es ggf. für schwierige oder enge Kurven gibt und wie sich am besten positioniert. So fängt der Urlaub doch schon viel entspannter an.
Nach einem abschließenden Briefing, mit der obligatorischen Feedback-Runde, ging es dann wieder ans einpacken und das Training war beendet.
Viele gute Tipps und ein mehr an Erfahrung
Haben sich die 99 Euro und der ganze Tag gelohnt? Definitiv! Würde ich ein solches Training weiterempfehlen? Auf jeden Fall! Würde ich es nochmal machen? Bestimmt!
Ein spannender Tag, mit viel Lehrreichem und Interessanten und ich glaube am Ende gingen alle Teilnehmer nach Hause, in dem Wissen jetzt ein bisschen besser und vor allem ein bisschen sicherer Autofahren zu können. Und letztlich ist das einzig entscheidende!
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